Breisgau

Bernhard Huber Hecklinger Schlossberg Spätburgunder GG 2013

Weihnachten, Ostern und Geburtstag an einem Tag? Genau so fühlt es sich an, wenn man nach langer Wartezeit den perfect moment erwischt, um Bernhard Hubers Schlossberg Spätburgunder 2013 zu öffnen. Der Kairos ist jetzt: Ein entspannter Tag, gute Stimmung, alle Nasenlöcher frei – der Weg zur Weinwalhalla ist geebnet. Beim Entkorken verdrängt man besser kurz, dass man gerade eine Pulle für 110 Münzen aufreißt, und dann geht’s los.

Infos

Breisgau | 110 € | 92 Punkte

Autor

Jannik Moog 

verkostet am 02.01.2025

The Last Dance auf dem Spätburgunder-Olymp Deutschlands

Dieser Jahrgang ist eine besondere Zäsur in der huberschen Weingutshistorie. 2013 war der letzte Jahrgang, den Seniorchef Bernhard Huber noch selbst verantwortete, bevor er im Juni 2014 im Alter von nur 55 Jahren verstarb – der letzte Tanz eines Meisters. Ein Wein voller Geschichte, Leidenschaft und Leben.

Maltirtingin: Dort, wo heute das Weingut Huber steht, werkelten vor 700 Jahren in der Curia die Zisterzienser-Mönche aus Malterdingen - ora et vinum facere. Die Mönche erkannten früh, dass man in Baden und speziell in und um Malterdingen geilen Spätburgunder machen kann. Nicht ohne Grund gilt "Malterdinger" in einigen Weinlexika als offizielles Synonym für Spätburgunder. Der Herrgott meinte es gut mit den Badnern, schenkte ihnen Muschelkalkverwitterungsboden, wie wir es auch im Burgund finden. Wäre Instagram vor einem halben Jahrtausend schon ein Ding gewesen, hätte das vinophile Volk über den Wein vom Hecklinger Schlossberg gepostet. Weinbau gibt es dort bereits seit 1492: steile Süd-Westlage, offenliegender Kalk, was will man mehr.

Heiliger Kral oder völlig egal?

Ein Pinot, bei dem Tiefe und Eleganz Hand in Hand gehen. Einer der zartesten Spätburgunder meines Lebens. Und doch bleibt die ganz große Emotion aufgrund der fehlenden Komplexität und Ausdrucksstärke aus. Vielleicht auch, weil herzerwärmende Flashbacks von anderen Kultweinen aufkommen: Rousseaus Clos de la Roche, Fritz Waßmers Kaiserberg, den Castellberg von Martin Waßmer oder Florian Iseles, a.k.a. Hubers Kellermeisters, jüngste Meisterwerke aus dem Jahrgang 2022.

Karg - Karger - Schlossberg

2013 – ein Jahr für Puristen: Ein kühler Frühling, ein verzögerter Vegetationszyklus – die Herausforderungen des Jahrgangs prägen den Wein. Dieser Schlossberg Spätburgunder ist wohl einer der femininsten und kühlsten, die das Weingut Huber je hervorgebracht hat. Die Lage sorgt immer für Eleganz, doch 2013 treibt es auf die Spitze.

In der Nase: Konzentriert, tief und dennoch federleicht. Fruchtig, aber nicht platt. Himbeere, Hagebutte und feine Tee-Noten dominieren - Früchtemischung deluxe. Die Aromen von Früchtetee zeigen klar, dass es der Fruchtkomponente im Wein an Ausdruck mangelt. Alles wirkt etwas verwaschener und weniger präzise, als man es von den Großen Gewächsen bei Huber gewohnt ist. Ein Hauch von Blüten legt sich schwebend darüber. Aromen von grünen Tomatenstängeln federn jegliche Kitschigkeit ab. Animalische Noten wie gebratenes Rindfleisch, Jod und Torf sorgen für den letzten Schliff.

Am Gaumen: Straight, rassig und mit einer Säure, die zieht und zieht. Keine Spur von Reife, dafür Frische und Länge ohne Ende. Die Mineralität zeigt sich weniger in der Nase, sondern voll am Gaumen. Das Tannin ist so fein, dass es sich fast unsichtbar macht.

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