Kaiserstuhl

Charlotte & David Beck Kapellenmosesbuck Pinot Noir Spätburgunder 2019

Der beste Spätburgunder des Kaiserstuhls? Fällt diese Frage, denken viele sofort an die Big Player: Keller, Heger, Salwey. Wer sich im Kaiserstuhl ein wenig besser auskennt, nennt vielleicht auch Holger Koch oder Johannes Landerer. Letzterer – der wirklich großartige Weine macht – gab mir einen heißen Tipp: „Schau mal bei David Beck in Jechtingen vorbei.“ Gesagt, getan – und zack, lag die Flasche mit dem ikonischen Lagennamen Kapellenmosesbuck in meinem Warenkorb.

Infos

Kaiserstuhl | 60 € | 94 Punkte

Autor

Jannik Moog

verkostet am 07.05.2025

Zum Weingut

60 Euro für eine Flasche Wein aus Jechtingen – einem Ort, der bisher nicht gerade für High-End-Spätburgunder bekannt war – sind schon eine Ansage. Aber: Der Preis wirkt plötzlich gar nicht mehr so wild, wenn man sich anschaut, was hinter diesem No-Name-Weingut im Westen des Kaiserstuhls steckt.


David und Charlotte Beck bewirtschaften gerade einmal 1,5 Hektar – ein echtes Micro-Weingut. Ihre Anfänge waren eher weniger glamourös. Alte, eher unsexy Parzellen rund um Jechtingen, die sie konsequent auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt haben. Keine Herbizide, keine synthetischen Spritzmittel – nur Kupfer, Schwefel und Tees. Die Rebstöcke – zumeist unbekannte deutsche Klone – durften bleiben. Auf Begrünung verzichten die beiden. Die macht der Weinberg selbst.


Dieser laissez-faire Approach zeigt sich auch am Kapellenmosesbuck: unbekannte deutsche Klone aus den 80ern, wurzeln auf steilen Südhängen mit Vulkanverwitterungsgestein Tephrit. Von der Klongenetik her erwartet man hier keine Wunder. Und doch liefert dieser Spätburgunder ein Statement ab: ein Naturwein im besten Sinne, minimal geschwefelt (ca. 10 mg/L), maximal überzeugend.

Zur Verkostung

Quelle: www.weinhalle.de

Und das Erstaunliche: Der Wein wirkt 'burgundischer' als viele Pinot Noirs aus dem Burgund. Aber er verkörpert seine Herkunft mit einer Klarheit und Eleganz, wie man sie sonst nur selten findet. Das Aromenprofil ist schwer zu sezieren, weil alles so harmonisch verwoben ist. Kein Fruchtfeuerwerk, keine dominante Holzwürze – und genau das ist sein großer Trumpf. Für mich ist das übrigens ein echtes Qualitätszeichen: Wenn man beim Trinken eines Weins nicht über das Holz nachdenkt, sondern einfach nur genießt, ist vieles richtig gemacht worden.

Fruchttechnisch bewegen wir uns eher im blaufruchtigen als im rotfruchtigen Spektrum, aber das bleibt subtil. Stattdessen öffnen sich feine Noten von Trockenkräutern, mediterranen Gewächsen, Pfeffer, Kardamom, blaue Blüten und vielleicht ein Hauch Orient. Am Gaumen ruhig und balanciert: eine natürliche, lebendige Säure, die dem Wein Zug und Frische verleiht. Im Abgang gesellen sich Töne von Unterholz und etwas Moosigkeit dazu – vermutlich durch die Ganztraubenvergärung. Die Tannine sind seidig und unaufdringlich. Mit gerade einmal 12,5 Vol. % bleibt der Wein extrem trinkanimierend. Vielleicht ist genau das die hohe Kunst: Komplexität in schlichter Eleganz zu verpacken.

"Was Charlotte und David Beck hier auf die Flasche ziehen, hebt sich deutlich von dem ab, was man sonst als „typisch deutsch“ beim Spätburgunder kennt. Keine kitschige Frucht, kein prahlerisches Holz. Stattdessen: leise Töne, präzise Herkunft, eine Noblesse, die ganz bei sich bleibt – und dabei trotzdem total down to earth. Für mich sind das 94 Punkte – meine bisher höchste Bewertung für einen badischen Spätburgunder. Großes Kino!"

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