Kaiserstuhl
Bei einem kleinen Einkaufsbummel — ganz ohne Weinhintergedanken (wer’s glaubt…) — fällt mir eine staubige Flasche Mimus im unteren Supermarktregal auf. Der gute Preis und die Neugierde auf diesen Wein, den ich als hervorragend, aber nur noch vage in Erinnerung habe, lassen die hinterste Flasche nach kurzem Zögern im Einkaufswagen landen. Der Freitag läutet das Wochenende ein, und so dauert es nicht lange, bis der Korkenzieher zum Einsatz kommt.
Infos
Kaiserstuhl | 29,00 € | 90 Punkte
Autor
Marius Rauer
verkostet am 11.10.2024
Schon beim Öffnen der Flasche strömen vielfältige Holzaromen entgegen, die sich im Glas noch weiter entfalten. Eine einnehmende, aber durchaus kraftvolle Mischung aus Rum und Whisky mit einem Hauch Rauch dominiert anfangs, begleitet von dunklen Beeren im Hintergrund. In den ersten Minuten begeistert der Duft — eine echte Aromenshow. Mit etwas Zeit tritt der Wein jedoch einen Schritt zurück und die Frucht öffnet sich. Zwischen den schwereren Noten zeigen sich knackige Beeren wie Johannisbeere und Himbeere, die sich zunehmend in das Gesamtbild einfügen und allmählich in Richtung dunklen Tabak drehen.
Die Nase macht neugierig, doch der erste Schluck hält, was sie verspricht. Für einen Wein aus der 30 €-Klasse bietet dieser Spätburgunder eine bemerkenswerte Dichte. Samtig und vollmundig erreicht er seinen Höhepunkt am Gaumen, ohne je schwerfällig oder buttrig zu wirken. Stattdessen bleibt er geradlinig und hervorragend ausbalanciert. Eine feine Frische begleitet das Erlebnis, und der Wein lädt zu großzügigen Schlucken ein.
Kurz nach dem Öffnen zeigt sich das Tannin noch leicht mürbe, ein Zeichen dafür, dass der Wein noch einige Jahre Reifepotenzial hat. Doch bereits nach einer halben Stunde wandelt sich das Bild: Seidiges Tannin, die Säure tritt prägnanter hervor, und der Gaumen wird von Kirschnoten geprägt. Im Abgang entdecken wir sogar einen Hauch Orangenschale. Der Wein gewinnt an Zugkraft, und der Trinkfluss steigert sich nochmals.
"Ein Wein, der sich auf ganzer Linie lohnt — besonders für Spätburgunder-Fans oder solche, die es werden wollen. Er bespielt die dichte, kraftvolle Seite und passt wunderbar in die Winterzeit, bleibt aber frisch genug, um an kühleren Sommertagen zu überzeugen. Ein echter Allrounder, der sowohl solo als auch in Begleitung eines guten Essens glänzt."
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