Breisgau
Ihn meinen Butterbrot-Wein zu nennen, würde diesem Pinot nicht gerecht werden – aber ich lasse momentan keine Gelegenheit aus, Korken vom Weingut Ritter zu sammeln. Einfach mein aktueller Favorit, der mich jedes Mal aufs Neue begeistert. Ihr könnt euch also denken, wer euch die letzten sieben Flaschen in dem einen Supermarkt mit „E“ weggeschnappt hat.
Infos
Breisgau | 14.50 € | 90 Punkte
Autor
Marius Rauer
verkostet am 17.03.2025
Das Weingut Ritter in Kenzingen ist übrigens unbedingt einen Besuch wert, wenn man über die A5 durch Baden brettert. Lorenz Ritter, gerade mal 26 Jahre alt, hat bei Bernhard Huber und Kühling-Gillot/Battenfeld-Spanier gelernt – Weingüter, die allesamt unfassbar gute Weißweine und Spätburgunder erzeugen. Und spätestens mit dem neuen Jahrgang spürt man die stilistische Nähe zu den Weinen von Julian Huber. Diese Eleganz und das reduktive Feingefühl: Lorenz Ritter beherrscht das Spiel mindestens genauso gut wie sein Lehrmeister aus Malterdingen. Aber die Weine sind noch zu jung, um ein abschließendes Urteil zu fällen. Also reden wir heute über den 2020er Alte Reben Spätburgunder.
Der erste Eindruck ist ein frischer, leicht teeiger Duft von Beeren wie Himbeeren, Sauerkirschen, Johannisbeeren – lebendig, saftig, mit einem guten Portion Schattenmorellen, welche das Ganze abrundet. Eine knackige feinfruchtige Mischung, die sofort Lust auf den ersten Schluck macht.
Doch der Wein bleibt nicht nur in dieser Frische stehen. Im Hintergrund schwingt eine zarte Holzwürze mit, die sich langsam aufbaut und dem Beeren-Trio Tiefe verleiht. Mit Luft kommen immer mehr Nuancen von mediterranen Kräutern dazu, und der Wein gewinnt an Ernsthaftigkeit. Eine wunderbare Balance aus Fruchtaromen und würzigen Komponenten!
Die Highlights sind aber ganz klar sein Zug und sein Trinkfluss. Hier werden sich die Meinungen wieder spalten – viele sagen, Rotwein braucht keine Säure. Doch zum Glück ist das hier Pinot. Der darf das. Und er macht es verdammt gut. Der frische, knackige Säurenerv könnte es blind mit so manchem Riesling aufnehmen. Dazu kommt eine Saftigkeit und gute Struktur, die dem Wein Körper verleiht. Die frischen Beerenaromen pushen das Ganze noch weiter, treiben den Wein förmlich über den Gaumen und die Kehle hinunter.
Im Abgang entfaltet sich das Aroma dann erst richtig. Von energetischem Prickeln und Spannung wechselt er in ein angenehm seidiges Mundgefühl. Feinstes Tannin trifft auf rote Beeren – genau diese Kombination kenne ich sonst nur von wenigen unfiltrierten Weinen aus ganz anderen Preisklassen.
Trotzdem bleibt er knackig frisch, dann wieder Kräuter und ohne ein Gramm Fett zu viel auf den Hüften. Eigentlich perfekt für den Sommer, aber auch im Winter ein Genuss. Zumindest für alle, die ihre Roten mit ordentlich Säure mögen.
"Spätestens mit dem neuen Jahrgang spürt man die stilistische Nähe zu den Weinen von Julian Huber. Diese Eleganz und das reduktive Feingefühl: Lorenz Ritter beherrscht das Spiel mindestens genauso gut wie sein Lehrmeister aus Malterdingen."
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